Was waren wir froh, in einem warmen, trockenen Zimmer zu sein, als wir aufwachten und draußen den Wind und den Regen hörten. Wir lägen im Turtle zwar auch im Trockenen, aber irgendwann hätten wir ja raus müssen, um zusammenzupacken.

Weil wir gestern Abend so ein Glück hatten, in Christians Haus übernachten zu dürfen, konnten wir uns ohne Eile und im Trockenen auf die Weiterreise vorbereiten.

Allerdings startete die Fahrt heute von Mariazell aus in Regenklamotten, die wir auch den ganzen Vormittag anbehalten mussten.

Trotzdem war die Fahrt durch das Salza-Tal sehr schön. Wir folgten dem Fluss und hatten die Berge recht und links. Auf der Straße begegneten uns hauptsächlich Holz-Laster und Autos, die Kajaks auf dem Dach oder im Anhänger hatten. Wir sahen auch einige Kajaks auf dem Fluss.

Für die Mittagspause setzten wir uns bei einem kleinen Lebensmittelladen an den Tisch unter einem Dach, nachdem wir dort etwas für die Pause eingekauft hatten.

Ich fragte, ob ich noch kurz mit dem Wasserkocher Wasser erhitzen dürfe. Die Kassiererin meinte:“Wenn sich’s ausgeht – von 12 Uhr bis 15 Uhr haben wir zu!“ Es war 5 Minuten vor 12 Uhr. Ich sprintete mit meinen Einkäufen zum Fahrrad, riss den Wasserkocher an mich, schüttete Wasser aus der Wasserflasche rein, sprintete zurück in den Laden (so gut das mit Radschuhen eben möglich ist), rammte den Stecker in die Steckdose und… es „ging sich aus“. Um Punkt 12 Uhr war ich mit dem kochenden Wasser wieder vor der Tür. Was macht man nicht alles für ein gescheites Kaffeepäuschen.

Nach der Pause stellte sich Andreas mit dem Tandem unter das Dach einer Tankstelle, um die Bremsbeläge zu wechseln. Der erste Satz ist runtergebremst.

Andreas‘ Idee, den Anhänger mit Trommelbremsen auszustatten, war sehr gut. Es hilft sehr, dass mit den beiden Scheibenbremse nicht das komplette Gewicht gebremst werden muss. Nicht auszudenken, wenn auf einer steilen Abfahrt die Bremse versagen würde, weil sie es nicht mehr packt.

Während der arme Andreas draußen die Bremsbeläge wechselte, dufte ich im warmen Häuschen der Tanke warten. Wir haben heute 25 Grad weniger als vorgestern!!

Am Nachmittag wurde das Wetter irgendwann besser, aber abends kam Wind auf, es fing wieder leicht an zu regnen und es war richtig kalt.

Als wir abends in Eisenerz ankamen und einen Übernachtungsplatz suchten, waren wir zuerst ein bisschen entmutigt. Der Ort sah alles andere als einladend aus. Die Kälte und der Regen ließen ihn wahrscheinlich noch etwas trostloser aussehen.

Aber: es fügte sich alles. Zum Duschen gingen wir ins Hallenbad. Das kostete gerade mal 2 Euro pro Nase. Bei den Temperaturen hätte ich nicht unbedingt im Freien mit dem Duschsack duschen wollen.

Einen Übernachtungsplatz fanden wir schließlich auch – unter dem Vordach des hiesigen Polizeireviers. Wir klingelten, zeigten auf unseren Anhänger, sagten, dass das unser Zelt sei und ob wir das bis morgen früh unter das Dach stellen dürften. Der junge Polizist meinte, er hätte bis 8 Uhr morgen früh Dienst. Das sei also kein Problem. Ich denke zwar, dass dem jungen Mann nicht ganz klar war, in was sich unser Anhänger verwandeln würde, aber er hatte ja schon zugesagt…

Andreas meinte, wenn sie uns doch wegschicken wollen, fragt er, was man anstellen muss, um die Nacht doch hier verbringen zu dürfen.

Heute Nacht werde ich mich mal richtig warm anziehen und den zweiten Schlafsack Auspacken. Im Idealfall ist es dann muckelig warm. Vorhin ist eine Dame mit ihrem Hund vorbeigelaufen. Wir haben uns kurz unterhalten. Sie steht mit dem Wohnmobil in der Nähe und hat die Heizung im Wohnmobil an! Morgen soll es laut Wetterbericht aber wieder wärmer werden.

Tageskilometer: 96

Höhenmeter: 1.049