Danke, Hans, für den grandiosen Tipp mit den zwei Schlafsäcken. Heute Nacht hätte ich mit nur einem Schlafsack 100 %-ig gefroren. So hatte ich es aber schön warm und mit Polizeischutz schläft es sich sowieso ruhiger.
Als wir zusammenpackten war gerade Schichtwechsel und es fuhren zwei junge Polizisten und ein etwas älterer Mann auf den Hof. Letzterer in einem schicken neuen Auto, das seine Kollegen ausreichend bewunderten. Ich teilte dem stolzen Autobesitzer mit, dass wir beim Wegfahren aufpassen werden, keinen Kratzer in sein Auto zu machen. Darauf er:“Sons find i aich!“
Nach dem Frühstück schraubte Andreas nochmal an der Bremse rum, weil die Hinterrad-Bremse nicht so funktionierte, wie sie sollte. Auf einmal trat die Bremsflüssigkeit aus und dann ging sie gar nicht mehr. Der Radladen im Ort konnte uns nicht helfen, weil er keine Magura-Bremsen hat. Wir telefonieten mir Radgeschäften auf der Strecke. Der nächste, der die passenden Sachen da zu haben schien, war 57 Kilometer entfernt. Zuerst kam aber ein Berg.
Hoch ging es besser als erwartet, aber dann kam die Abfahrt. Am Tandem funktionierte ja nur die Vorderrad-Bemse. Zusätzlich hatten wir die Bremse vom Anhänger. Wir schwitzten etwas bei der Abfahrt, obwohl es kühl war… Es kam auch noch ein Schild, das 14% Gefälle anzeigte. Super! So was kommt auch nur, wenn man es absolut nicht gebrauchen kann.
Wir kamen heil runter und die Strecke ging zum Glück erstmal flach weiter.
Als wir bei dem Radgeschäft ankamen sagten sie uns aber, sie könnten uns auch nicht helfen. Sie hätten keine Magura-Bremshebel und das Tandem passe nicht in ihre Werkstatt. Sie hätten keine Möglichkeit es aufzuhängen. Wir wurden an den nächsten Radladen verwiesen.
Andreas stellte außerdem fest, dass an der Deichsel des Anhängers zwei von drei Schrauben gebrochen waren.
Wir gingen zu dem genannten Radgeschäft, wo man uns nicht abwies, sondern versuchte, uns zu helfen. Leider gab es hier auch keinen Bremshebel, aber der Auszubildende und Andreas entlüfteten die Bremse komplett.
Es war leider erfolglos, weil tatsächlich der Bremshebel das Problem darstellte. Wir riefen Radläden in der weiteren Umgebung an, aber niemand hatte den entsprechenden Hebel. Ich war komplett entmutigt und dachte, die Reise wäre schon vorbei. Einen Bremshebel zu bestellen würde nämlich 10 Tage dauern. Die junge Ladenbesitzerin des zweiten Geschäfts gab aber noch nicht auf. Sie sagte :“Ich probiere noch was. Ich will euch helfen. Nach Hause fahren wäre der worst-case“.
Letztendlich rief sie bei dem Radladen an, der uns abgewiesen hatte und der gesagt hatte, er hätte keinen passenden Hebel, um genau nach diesem Teil zu fragen. Und siehe da – sie bekam die Auskunft, das entsprechende Teil wäre vorrätig. Und das obwohl uns gegenüber das Gegenteil behauptet wurde. Die hatten einfach keine Lust auf so eine Arbeit am späten Nachmittag.
Die hilfsbereite Ladenbesitzerin, Jasmine, schickte gleich ihre Mitarbeiterin mit dem Auto los, das Teil abzuholen. Sie wurde belächelt, dass sie uns jetzt an der Backe hatten, aber sie entgegnete, sie hätten eben ein Herz. Darauf meinte der Andere:“Die sehen wir ja eh nie mehr…“
Er hat uns also einfach nicht geholfen, weil wir keine Dauerkunden werden würden und er keine Lust auf die Arbeit mit der Bremse hatte. Lieber verkaufen statt reparieren!
Der Auszubildende, Alexander, baute mit Andreas also den neuen Hebel ein. Er verpasste wegen uns zwei Busse. Der Junge war absolut klasse. Er blieb einfach an der Arbeit, ohne Hektik, ohne murren, obwohl er längst Feierabend hätte.
Anschließend musste nochmal entlüftet werden. Dann kam der spannende Augenblick: es funktionierte!!! Wir fielen Jasmine und auch Alexander um den Hals. Letzterem war das unangenehm, aber da musste er durch. Wir waren einfach nur glücklich.
Der Tag war gerettet. Ach – was sage ich – die Reise war erstmal gerettet. Wir können morgen weiterfahren.
Das war aber noch nicht alles Glück, das uns heute widerfahren ist: Beim Radladen, wo man uns half, war auch gerade ein Ehepaar mit Freunden, die den ganzen Zirkus mitbekamen und sie boten uns an, bei ihnen zu übernachten – wie auch immer das mit dem Tandem jetzt ausgehen sollte. Sie hätten uns sogar irgendwie mit dem Auto zu ihrem Haus schaffen wollen.
Als wir ankamen, bekamen wir erst einmal etwas zu trinken und wir saßen noch eine ganze Weile mit den beiden (Günter und Karin) und ihren Freunden zusammen. Dann bekamen wir eine oberleckere Grießklöschensuppe sowie Brot mit Aufstrich, Käse, Gurken und Rettich.
Anschließend durften wir noch duschen, bevor wir uns hundemüde in den Turtle zurückzogen. Die Anzahl der Kilometer oder der Höhenmeter hat uns heute weniger müde gemacht als die Aufregung.
Aber jetzt ist erst einmal alles gut. Da haben wir schon wieder mächtig Glück gehabt, zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Menschen getroffen zu haben.
Tageskilometer: 63
Höhenmeter: 769
Hallo ihr Lieben!
Ich verfolge täglich euren Blog und weiss dass ihr alles schaffen werdet! Probleme sind da um gemeistert zu werden. Wer könnte zu euch beiden Nein sagen?
Alles Gute für den weiteren Weg ,
INGE aus Pernitz
Da seid ihr ja leider an „Piefke-Hasser“ geraten – schade!
Aber der Rest des Tages hat euch entschädigt und auch die Österreicher können richtig nett sein – prima!
Hallo ihr beiden.Schön dass alles wieder rund läuft und euer Fahrrad 🚲 wieder richtig bremst.Habt immer im Hinterkopf egal wo ihr seid,Im Notfall 🆘 hole ich euch egal wo. Weiterhin wünschen wir euch gute Fahrt,bleibt gesund.Grüße Angelika und Hans
IHR seid SUPER, GUTE REISE
https://youtu.be/eYX8yKznSx0
Wir lesen ab sofort täglich gerne von euch 🩵 Alles Liebe vom #teamwilli aus der Radwerkstatt Bernd Willibald
Es gibt immer einen Hoffnungsschimmer.