Tag 9 – Nach 900 km den östlichsten Punkt der Reise erreicht

Das mit dem „ruhigen Plätzchen“ für die Nacht ist etwas in die Hose gegangen. Um kurz vor Mitternacht hörte ich Stimmen und weckte Andreas. Wir schauten draußen nach und sahen, dass auch in einem der zum Sportplatz gehörigen Gebäude ein Licht angegangen war. Dann ging der Rasensprenger an. Es dauerte etwa eine Stunde bis die Lichter wieder ausgingen und es ruhiger wurde. Dafür gab es neuen Lärm. Direkt hinter dem Fußballfeld verlief eine Bahnlinie. Dort fanden ausgerechnet heute Nacht Arbeiten an den Gleisen statt. Mit Hämmern wurde auf Metall geklopft. Das war so laut, dass ich das Gefühl hatte, es würde direkt neben meinem Kopf gehämmert. Irgendwann schlief ich aber trotzdem wieder ein.

Das Frühstück heute Morgen verlief hingegen schön ruhig und gemütlich. Es waren ja nur noch ca. 30 Kilometer bis Wien.

Allerdings waren hier sehr viele Radfahrer unterwegs. Aber gar nicht mal so viele Reiseradler, sondern vielmehr Rennradfahrer.

Wir folgten einfach den anderen Radlern und landeten so automatisch im Zentrum von Wien.

Ein junger Mann auf einem Rennrad blieb hinter uns, obwohl er überholen konnte. Als wir an einer roten Ampel halten mussten fragte er uns, ob wir mit unserem Gespann überhaupt in einen Zug steigen können, oder ob wir wieder nach Hause radeln. Ich erklärte ihm, dass Letzteres der Fall wäre – aber erst nachdem wir von Wien aus auch noch nach Nizza geradelt sind. Das entsetzt Gesicht des Jungen Mannes war schon fast belustigend und er meinte:“Oh mein Gott – dann gute Reise!“

Müllverbrennungsanlage, deren Fassade von Hundertwasser gestaltet wurde.

Andreas meinte, es gehöre in Wien einfach dazu, in ein Kaffeehaus zu gehen. So landeten wir im Café Landtmann und bestellten uns Kaffee und Kuchen. Wenn man sich die Kellner*innen, die Einrichtung und die sonstigen Gäste so anschaute, wunderte ich mich nicht, dass wir 30 Euro für 2 Kaffee und zwei Stücke hinlegen mussten.

Zeitungsständer im Café Landtmann

Immerhin mussten wir dafür nicht auch noch anstehen, wie es im Café Sacher oder Café Central scheinbar normal ist.

Es war ein heißer Tag in Wien und so verbrachten wir den Nachmittag in einem der Parks mit lesen, dösen und „Leute gucken“.

Statt so…
… lieber so.

Am frühen Abend trafen wir uns mit Gunnar im Hof von GentleTent, wo wir unsere ramponierte Hülle für den Turtle gegen eine neue Hülle austauschten. Wir dürfen auch heute Nacht hier im Hof übernachten und Dusche sowie Toilette benutzen. Dass wir in der Hauptstadt Österreichs so einen coolen Übernachtungsplatz haben würden, hätten wir nicht gedacht. Die Gebäude sind unter Denkmalschutz und gehören ursprünglich zu einem ehemaligen Bauernhof. Im Innenhof steht eine Linde, die Gunnar auf ein Alter von 500 Jahren schätzt. Auch eine gut betagte Blasenesche spendet im Sommer wohl einen super Schatten. So etwas ist in der Stadt Gold wert.

Das war heute mehr oder weniger ein Ruhetag. Morgen fahren wir weiter. Gunnar hat uns vor Unwettern gewarnt. Wir müssen das Wetter im Auge behalten.

Tageskilometer: 40

Höhenmeter: 104


Alle Beiträge im Überblick von "Alpen 2023"

2 Kommentare zu “Tag 9 – Nach 900 km den östlichsten Punkt der Reise erreicht”

  1. Hallo ihr Zwei,
    sehr schöne Reiseeindrücke sind das. Ich freue mich jeden Tag auf euren neuen Bericht.
    Für den jetzt kommenden Weg irgendwie nach Südwesten wünsche ich euch genug Kraft in den Beinen und immer ausreichend dicke Beläge an den Bremsen.
    Liebe Grüße und passt auf euch auf
    Arnold

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert