Tag 8 – Vor den Toren Wiens

Die ganze Nacht hat es leicht gewindet, so dass meine Klamotten, die ich gestern Abend noch ausgewaschen habe, schon wieder trocken waren und gleich wieder angezogen werden konnten.

Viel zusammenpacken mussten wir heute Morgen ja nicht. Wir waren locker fertig damit, als Gunnar um kurz nach 8 Uhr mit Brötchen und Milch zum Frühstück kam. Die restlichen Frühstücksutensilien hatten wir schon gerichtet, so dass es gleich losgehen konnte.

Das Frühstück dauerte sehr lange, weil es zum einen viel Gesprächsstoff gab und wir es zum anderen heute nicht ganz so weit hatten. Wir starteten erst um 10:30 Uhr.

Gestern Abend fassten wir bereits den Entschluss, heute nur bis kurz vor Wien zu fahren, dann zu übernachten und erst am Sonntag die Stadt zu erkunden. Am Sonntagabend würden wir uns wieder mit Gunnar im Hof von GentleTent treffen, dort übernachten und am Montag irgendwann das zweite große Ziel dieser Reise – Nizza – ansteuern.

Unser Weg führte uns heute durch die Wachau. Ich finde es ist eine sehr schöne Gegend. Man sah viele Burgen, Schlösser, Klöster, Weinberge und Aprikosenbäume.

Als wir einen Mann sahen, der gerade Aprikosen erntete, fragten wir, ob wir welche abkaufen könnten. Das verneinte er. Stattdessen bekamen wir eine Handvoll Aprikosen geschenkt.

Etwas später kamen wir an einem kleinen Stand vorbei, wo ein Mädchen mit seiner Oma Aprikosen verkaufte und wir nochmal welche erstehen konnten.

Wir werden immer mal wieder gefragt, ob wir uns denn auch die Zeit nehmen, Burgen, Schlösser, Museen, Kirchen usw. anzuschauen. Dazu kann ich sagen, dass wir das nur tun, wenn wir das Tandem trotzdem noch im Auge behalten können. Wir lassen es sehr ungern länger alleine. Dass es komplett geklaut wird, ist zwar eher unwahrscheinlich, aber es reicht, wenn Teile fehlen oder zerstört werden. Außerdem saugen wir den ganzen Tag so viel in uns auf – da wäre ein zusätzlicher Besuch eines Museums zu viel für uns. Wir bevorzugen es, einfach in der Natur unterwegs zu sein und zum Beispiel anzuhalten, um eine ganze Weile einen Hirschkäfer zu bestaunen…

Nach der Mittagspause knöpfte sich Andreas das Tandem nochmal vor. Er wollte etwas mehr Distanz zwischen die Kettenblätter bekommen. Dazu musste er die Kettenblattschrauben lösen und eine Distanzscheibe zwischen dem Kurbelarm und dem Kettenblatt anbringen. Die Ketten liefen nämlich ziemlich knapp aneinander durch. Andreas meint, dass die Ketten vielleicht gestern aneinander geraten sind und wir dadurch möglicherweise die Panne hatten.

Es haben uns heute auch sehr viele Leute angesprochen und fotografiert. Eltern zeigen auf unser Fahrrad und erklären ihren Kindern:“Das ist ein Tandem. Da können ZWEI Leute mit EINEM Fahrrad fahren.

Der Mann links im Bild hat darum, unser Gespann fotografieren zu dürfen

Dann müssen wir oft noch erklären, was in dem Hänger drin ist und erstaunlich viele Leute haben irgendwo schon von den B-Turtles gehört.

Ein Typ sprach Andreas an:“Seid ihr zu Hause rausgeflogen?“ Nachdem die beiden eine Weile geredet hatten, meinte er zu Andreas:“Du hast ja ne guede Fra, die so was mitmacht. Meine Frau dät mir was scheißn!“. Ich schaltete mich ein und sagte:“Man findet aber auch nicht gleich einen Mann, der so was mitmacht..“ Darauf der Typ:“Du brauchst mir nur anz’rufn!“

Und ein Schweizer musste unbedingt einen Tandemwitz loswerden:“Wer tritt beim Tandem am stärksten? – Der Dümmere…“

Wenn die Leute unser Gespann eine Weile betrachten, vergeblich den Motor suchen und sich kurz unsere Etappenziele vor Augen führen, ziehen sie den Hut. Ich glaube die wenigsten können sich vorstellen, so etwas mit ihrem Partner oder ihrer Partnerin durchzuziehen, ohne hinterher den Scheidungsanwalt bemühen zu müssen. 😉

In Tulln haben wir extra für Elisabeth und Dietmar eine Pause eingelegt, weil Dietmars Ahnen wohl aus dieser Gegend stammen und die beiden uns aufgetragen haben, hier an sie zu denken. Das haben wir hiermit artig getan.

Nicht nur in der Stadt, sondern auch beim Sportplatz in einem Stadtteil von Tulln war gerade ein Fest beziehungsweise Fußball-Turnier. Jedenfalls waren Leute da, die man fragen konnte, ob wir mal kurz duschen dürfen. Es waren sowieso gerade jede Menge Fußballspieler beim Duschen. Der „Chef“ fand eine leere Dusche für uns und meinte wir sollten einfach da reingehen. Frisch und sauber kamen wir wieder heraus. Im Anschluss mussten wir also nur noch einen Platz finden, wo wir den Turtle für die Nacht aufstellen konnten.

Dazu fuhren wir aber ein Stück weg, damit wir die Musik nicht mehr hörten. Es ist Samstagabend. Das kann ja dauern mit dem Fest… Bereits im nächsten Ort wurden wir fündig. Hinter der Schule und dem Kindergarten von Wipfing ist auch ein Sportplatz. Es ist alles da: Toiletten, Waschbecken, Mülleimer, Steckdose und ein (soweit bis jetzt erkennbar) ruhiger Platz.

Tageskilometer: 91

Höhenmeter: 191


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1 Kommentare zu “Tag 8 – Vor den Toren Wiens”

  1. Danke für die „Gedenkminute“ in Tulln 😂
    Wir sind schon riesig gespannt, wie es weitergeht und vor allem wie ihr in Wien bei B-Turtle unterkommt – einfach sensationell!
    Ganz liebe Grüße aus Beaulieu😘

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