Tag 32 – Halbzeit

Im Umkleideraum zu übernachten war die richtige Entscheidung, obwohl es da drin zu heiß und der Boden hart war – trotz Luftmatratze. Es regnete noch bis am frühen Morgen. Dazu kamen der Wind und die Blitze.

Ich war froh, als die Nacht rum war, auch wenn der Platz eigentlich super gewesen wäre.

Wir frühstückten erst einmal schön und kamen mal etwas früher los, weil wir ja nicht so viel zum Zusammenpacken hatten.

Unsere Route folgte dem Aosta-Tal flussaufwärts Richtung Aosta. So langsam wird es jetzt auch wieder bergiger.

In einem Dorf kauften wir ein paar Vorräte ein. Vor dem Laden stand ein Motorroller, der auch schon viel mitgemacht haben muss…

Sein Besitzer kam kurz danach aus dem Laden, stieg auf – ohne Helm – und fuhr davon.

Vielleicht haben wir ein bisschen zu viel eingekauft. Jedenfalls knackte es keine 15 Minuten später einmal kräftig. Ich dachte: „So – jetzt ist der Rahmen gebrochen!“

Andreas untersuchte das Rad und diagnostizierte eine gebrochene Speiche. Wir suchten eine geeignete Stelle für die Reparatur (im Schatten) und fanden diese unter der Autobahnbrücke, wo auch diverse landwirtschaftliche Maschinen abgestellt waren.

Hierbei fiel mir wieder das Radgeschäft in Österreich ein, wo man uns abgewiesen hatte, weil das Tandem nicht auf die Hebebühne passte. Der Schnösel sollte mal bei Andreas einen Lehrgang machen! Er repariert ständig am Tandem etwas, ohne eine Hebebühne zu haben.

Die Reparatur der Kupplung war wohl auch erfolgreich. Kabelbinder sind universell einsetzbar. Damit kann man sogar fehlende Kettenblattschrauben (zumindest vorübergehend) ersetzen, wie wir von Dietmar und Elisabeth gelernt haben.

Es ist überhaupt sehr interessant, wie oft am Tag wir irgend etwas improvisieren, weil all die vielen kleinen und größeren Helferlein und Annehmlichkeiten, die man so zu Hause hat, gerade nicht verfügbar sind. Es ist erstaunlich, zu welchen Lösungen man dann kommt. Und die müssen gar nicht schlechter sein und kosten nichts. Man bekommt einen ganz anderen Blick auf Dinge, schaut sich um und findet allermeistens etwas, das anstatt eines bestimmten Tools auch verwendet werden kann.

Nach der Reparatur aßen wir eine Kleinigkeit und rollten dann weiter.

Wenn wir in ein Café oder eine Bar gehen, um etwas zu trinken, werden wir oft etwas merkwürdig angeschaut, wenn wir fragen, ob wir drinnen sitzen dürfen. Die wissen ja nicht, dass unsere Frischluftzufuhr überdurchschnittlich hoch ist.

Andreas taucht mal ab.

Heute Nachmittag gingen wir neben einer Tanke etwas trinken. Als ich mit meinem Getränk fertig war, waren noch die Eiswürfel im Glas. Ich holte am Fahrrad die Wasserflasche und wollte die Eiswürfel in die Flasche füllen. Die junge Frau hinter dem Tresen sah das und bedeutete mir, ihr die Flasche zu bringen. Sie nahm sie und füllte Eiswürfel in die Flasche, so viele eben Platz hatten.

Am frühen Abend hatten wir Aosta hinter uns gelassen und folgten der Beschilderung „Kleiner Bernardino“. Hier werden wir morgen die Grenze nach Frankreich überqueren. Vor uns sahen wir auch die Silhouette des Mont Blanc.

Wir haben uns einen Übernachtungsplatz in Saint-Pierre ausgesucht. Bei einer großen Sportanlage mit Fußballfeld, Tennisplatz, Basketballfeld, Spielplatz. Die Duschen sind zwar geschlossen, aber eine Toilette mit Waschbecken ist offen. Und wir haben ja den Duschsack, den wir benutzen können, wenn hier alle anderen verschwunden sind.

Gar nicht mehr weit bis Nizza…

Tageskilometer:70

Höhenmeter: 717


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1 Kommentare zu “Tag 32 – Halbzeit”

  1. Ja Kabelbinder und Lüsterklemmen (für Schalt und Bremszüge) sind kleine leichte Helferleins die in keinem Tourgepäck fehlen sollten, weil Defekte so gut wie nie vor der gut sortierten Fahrradwerkstatt auftreten. Übrigens sah unsere Weberkupplung bis vor kurzem genauso aus, letzte Woche haben wir sie ausgetauscht. Wir sind mit dem gebrochenen Gummidämpfer mit Euch gemeinsam in die Auvergne gefahren, Ihr braucht da keine Bedenken zu haben, es klackert zwar aber der Hänger ist trotzdem noch sicher verbunden. Eure Kabelbinder verhindern aber die nervige Geräuschkulisse, denn man hört ja immer in sein Sportgerät hinein. 😉 Wir drücken Euch die Daumen für viele störgeräuschfreie Tourkilometer.

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