Am Morgen bekamen wir erst einmal Kaffee und Marmeladenbrot, wie gestern Abend ausgemacht. Wir unterhielten uns noch eine Weile mit der freundlichen Frau und machten uns anschließend auf den Weg.
Die Normandie gefällt uns bisher sehr gut. Die Strecke war auch wieder schön abwechslungsreich, es ging mal auf, mal ab, meist durch kleine Dörfer und gegen Abend durch ein schönes Tal an einem Flüsschen entlang.
Das Fachwerk der Häuser hier ist anders als im Schwarzwald, gefällt uns aber richtig gut. Die Häuser hier erinnern uns an Zebras…
Wir sahen den ganzen Tag sehr viele hübsche Häuschen, in die wir auch gerne hinein geschaut hätten. Meist waren auch schöne Gärten um das Haus herum mit vielen Blumen. In Belgien gaben die Gärten vor den Häusern ein sehr trauriges Bild ab. Wahrscheinlich fielen uns deshalb die vielen Blumen hier umso mehr auf. Auf manchen Dächern wuchsen sogar Iris!
Aber nicht alle Häuser waren in schmuckem und gutem Zustand. Wir sahen auch etliche Häuser und landwirtschaftliche Höfe in jedem Zerfallstadium.
Die Mittagspause machten wir in einem kleinen Städtchen, wo wir im Rathaus an einem Waschbecken unser Geschirr waschen konnten.
Wir werden immer wieder gefragt, ob wir uns auch Zeit für Sehenswürdigkeiten nehmen. Ja, das tun wir, aber nur bedingt. Das voll beladene Rad lassen wir nie aus den Augen. Wenn wir Lebensmittel einkaufen, dann bleibt immer einer von uns beim Fahrrad. Das gilt auch für Sehenswürdigkeiten. Wir schauen sie uns deshalb auch meist nur von außen an, oder gehen abwechselnd rein. Wir fahren sie auch nicht gezielt an, sondern besichtigen sie möglicherweise, wenn sie zufällig auf unserem Weg liegen. Wir werden ja so oder so den ganzen Tag mit vielen Eindrücken überhäuft.
Am Abend fuhren wir über eine große Brücke über die Seine.
Wir sind ja hier nicht weit von der Mündung der Seine weg.
Das Befahren der Brücke machte richtig viel Spaß, weil es eine eigene, breite Spur extra für Fahrradfahrer und Traktoren gab.
Noch ccooler war, dass man es richtig sausen lassen konnte wenn man oben angekommen war. Mit 75 km/Stunde sausten wir runter. Auch der Hänger hat das problemlos mitgemacht. Der hat ja, seit dem Umbau bei Wolf, einen Negativsturz wie ein Form-1-Auto. 😉
Als es Zeit wurde, einen Übernachtungsplatz zu finden, steuerten wir die Mairie des Ortes an. Weil sogar noch jemand vor Ort war (es gab wohl eine Bürgermeistersprechstunde am Abend), fragte ich die Angestellten, ob wir neben dem Rathaus auf dem Rasenplatz übernachten könnten. Die Angestellten berieten sich und hatten eigentlich nichts dagegen, zumal hinter dem Rathaus auch Toiletten zur Verfügung stehen würden. Als der Bürgermeister dazu kam, und die beiden ihm erklärten, um was es ginge, meinte dieser, er hätte eine bessere Idee: er würde uns zum Sportplatz begleiten und uns dort die Dusch-, Toiletten und Umkleideräume aufschließen.
Wir haben also für heute Abend das komplette Sportgelände für uns! Das Sportpensum für heute ist zwar durch, aber wir konnten erstmal gemütlich duschen, die Schmutzwäsche waschen und uns dann noch mit etwas zu trinken und ein paar Snacks vor das Sporthäuschen setzen.
Tageskilometer: 93
Gesamtkilometer seit Abfahrt: 1066
Falls ihr euch fragt, warum wir nicht einfach draußen auf dem Sportgelände übernachten – der Bürgermeister wollte, dass wir von der Straße nicht gesehen werden. Ich glaube er hatte ein bisschen Angst um uns. Es wäre ja auch echt blöd, wenn ausgerechnet in seiner Gemeinde zwei deutsche Touristen abgemurkst werden würden. Also schlafen wir in der Umkleide. Ist uns auch recht.