Tag 8 – Miremont bis Beaulieu

Der Campingplatz auf dem wir übernachtet hatten war irgendwie ausgestorben. Gestern bei der Ankunft war schon niemand zu sehen und auch heute Morgen sahen wir nur zwei/drei Autos vor einigen vereinzelten Mobilehomes.

Das fanden wir merkwürdig – schließlich ist schon Juni. Da müsste doch mehr los sein. Zumal der Blick auf den aufgestauten Fluss Sioule hier wunderschön war. Naja, immerhin gab es warmes Wasser und Strom auf dem Campingplatz. Mehr brauchten wir ja nicht und es störte uns nicht, dass wir alleine hier waren.

Morgenstimmung am Fluss

Weil keine Menschenseele in der Nähe war, genierten wir uns nicht, bei einem Mobilehome einen Tisch und vier Stühle für unser Frühstück zu borgen.

Frisch gestärkt packten wir unsere Sachen wieder zusammen. Wir wickeln immer alle Schlafsäcke, Isomatten, Kissen und die Picknickdecke zu einer dicken Rolle zusammen und stopfen sie in die Schublade des Turtles.

Man könnte die Sachen natürlich auch richtig komprimieren, aber das ist nicht notwendig, weil die Schublade des Turtles riesengroß ist.

Dietmar meint, die Schublade sei zu groß. Das würde nur dazu verleiten, viel zu viel Zeug mitzunehmen. Das sagt jemand, der einen Schneebesen im Gepäck hat! 😉

Flüsse habe ja die Angewohnheit, in Flusstälern zu verlaufen. Weil wir am Vorabend die Schlucht hinunter zum Fluss gefahren sind bedeutete das, wir mussten nach dem Frühstück erstmal satt nach oben. Teilweise war es so steil, dass wir schieben mussten.

Und an anderen Stellen ging es heute so steil runter, dass ich mitbremsen musste.

Rechts ist der Bremshebel, mit dem der Turtle gebremst werden kann.

Andreas hat die Original-Laufräder des Turtles gegen Laufräder mit Trommelbremsen ausgetauscht. Der Bremshebel dafür ist bei mir hinten, so dass ich (nur auf Anweisung des Captains) mitbremsen kann.

Als wir eine Stunde unterwegs waren, hatten wir noch keine acht Kilometer geschafft und nach vier Stunden waren es gerade mal 30 Kilometer, aber dafür schon 700 Höhenmeter.

Prinzenrolle-Pause

Für eine lange Mittagspause nahmen wir uns heute keine Zeit. Dafür machten wir mehrere kürzere Pausen. Das Auf und Ab war ziemlich ermüdend. Aber wir mussten eben über das Zentralmassif rüber, um an unser Ziel zu gelangen.

Die Äste eines riesigen Nussbaums haben sich auf das Dach gelegt.

Immer mal wieder hatten wir einen schönen Blick auf den Puy de Sancy, den höchsten Berg des Zentralmassifs.

Im Hintergrund ist der Puy de Sancy
Wasser tanken am Friedhof

Am Nachmittag gegen 15.30 Uhr beschloss ich, maximal noch bis zum nächsten Ort zu fahren und mich dann zu weigern, auch nur einen Meter weiterzufahren, bevor ich nicht eine Kaffeepause hatte.

Wir wollten auch in dem einzigen Lebensmittellädchen weit und breit einkaufen. Aber: am Laden hing ein Schild, dass er bis zum 19. Juni Betriebsferien hat.

Es gab aber einen Bäcker, bei dem wir süße Stückchen kaufen konnten und auch für den Kaffee gab es eine Lösung.

Ich schnappte den Wasserkocher, füllte kaltes Wasser rein und ging ins Rathaus. Dort fragte ich eine freundliche Dame ob ich etwas Wasser erhitzen dürfe. Sie willigte sofort ein und brachte mir sogar einen Stuhl, damit ich mich setzen konnte, während ich darauf wartete, dass das Wasser kocht.

Wasser kochen im Rathaus…
… und aufgießen vor dem Rathaus

Diese Pause brachte unsere Lebensgeister zurück und es konnte weitergehen.

Der Hang ist voll mit blühendem Ginster

Ziemlich zum Schluss kam nochmal eine vier Kilometer lange Steigung, obwohl wir eigentlich keine rechte Motivation mehr hatten, einen weiteren Hügel nach oben zu strampeln.

Ausruhen im Schatten einer Friedhofsmauer

Danach waren es nur noch knappe zehn Kilometer bis zum Haus von Elisabeth und Dietmar.

Man sah, dass in der Ferne ein Gewitter aufzog.

Wir erreichten nach 90 Kilometern und 1628 Höhenmetern das heiß ersehnte Ziel! Jippiehhh! Wir hatten die ganze Hinfahrt (immerhin acht Tage) super schönes Wetter, kommen am Ziel an und keine Stunde später regnet es. Unglaublich! Morgen darf es von mir aus den ganzen Tag regnen und dann soll es für die sieben Tage Rückfahrt bitte auch wieder schön sein.

Angekommen!

Die nächsten zwei Nächte schlafen wir in einem Bett. Tandem und Turtle bleiben in der Garage, bis Andreas und ich am Sonntag wieder das Ganze in die entgegengesetzte Richtung fahren.

Elisabeth und Dietmar bleiben für eine Woche in der Auvergne und werden von ihrer Tochter im Auto nach Hause gefahren.

Morgen ist ein Ruhetag angesagt. Vielleicht können wir hier im Haus oder ums Haus rum etwas helfen. Das nennt sich ja „aktive Erholung“. Aber das Tandem rühren Andreas und ich erst am Sonntag für die erste Etappe der Rückfahrt wieder an.

So sieht ein zufriedener Mensch aus!

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1 Kommentare zu “Tag 8 – Miremont bis Beaulieu”

  1. Ich freue mich dass Ihr auch so schönes Wetter habt. Aber Ihr müsst Euch auch ganz schön anstrengen. Jetzt geht es
    aber wieder in Richtung Heimat. Weiterhin gute Fahrt und schönes Wetter. Schi.bo

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