Tag 20 – Das erste Mal Regen

Als wir gestern Abend wieder aufs Festland kamen, war es schon dunkel. Wir wollten also so schnell wie möglich aus der Stadt raus, um uns ein Plätzchen für die Übernachtung zu suchen, zumal Andreas im Dunkeln Schwierigkeiten mit dem Gleichgewicht hat.

Zum Glück fanden wir ca. 10 km außerhalb von St. Malo einen kleineren Ort. Dort war ein kleiner Park mit Sportplätzen und wir stellen unser Zelt unter einen hölzernen Pavillon. So waren wir auf jeden Fall im Trockenen und ich brauchte mir wegen der vielen Blitze, die wir sahen, weniger Sorgen zu machen.

Ich schlief trotzdem nicht gut. Weil wir an einem von allen Seiten zugänglichen Platz waren, ließ mich jedes kleine Geräusch aufhorchen. Ich war froh, als die Nacht vorbei war und es endlich hell wurde.

Das erste Mal auf dieser Reise, dass wir Regensachen brauchen.

Der Ort hatte eine Bäckerei und in der Bar nebenan gab es Kaffee, wo wir dann auch frühstückten. Der Regen kam ziemlich bald nachdem wir aufgebrochen waren. Ein Rennradfahrer kam uns entgegen und meinte: „Da hinten regnet es!“, aber die schwarze Wand war auch so kaum übersehbar.

Ein Regenbogen, noch schwach erkennbar.

Auch wenn man Regensachen dabei hat, wird man nass. Man kann nur versuchen, den Oberkörper möglichst lange trocken zu halten.

Schuhe, Socken und Hosen werden auf jeden Fall nass. Was Schuhe und Socken betrifft – sie bleiben leider auch den restlichen Tag in diesem Zustand. Man kann da nur versuchen, sie abends mit Zeitung auszustopfen, damit sie vielleicht am nächsten Tag einigermaßen trocken sind.

Regenschutz fürs Handy – ein Gefrierbeutel. Kostet nicht viel und ist auch nicht viel schlechter als die Regenhüllen, die wir bisher ausprobiert haben.
Regenschutz für unsere Vorratstasche – nennt man das dann „green energy“? 😉

Am frühen Nachmittag fanden wir ein kleines Lebensmittellädchen, nachdem wir schon 65 km geradelt waren. Der Laden machte erst um 15 Uhr auf. Wir warteten so lange und versuchten in der Zeit, unsere Schuhe und Socken ein bisschen zu trocknen. Denn mittlerweile schien zum Glück wieder die Sonne.

Mit unseren Einkäufen setzten wir uns auf die Kirchentreppe, um sie dort zu essen. Das Tandem und unsere Klamotten, die wir von der Sonne trocknen lassen wollten, ließen wir so lange gegenüber des Lädchens stehen.

Als wir also auf der Kirchentreppe saßen und aßen, kamen von der anderen Straßenseite ein alter Mann mit einem jüngeren Paar. Das Paar schätzten wir in unserem Alter. Weil die drei ziemlich direkt auf uns zukamen, dachte ich zuerst, sie wollten uns nun sagen, dass wir auf der Kirchentreppe nicht essen sollten, obwohl das bisher in Frankreich noch niemanden gestört zu haben schien.

Es war auch diesmal nicht der Fall. Es stellte sich heraus, dass der alte Mann unser Tandem gesehen hatte und weil er wusste, dass seine Tochter Natalie und ihr Freund Ed auch Fahrradbegeisterte sind, hat er die beiden geholt.

Wir unterhielten uns zuerst eine Weile bei der Kirche, aber weil sich schnell herausstellte, dass wir uns gegenseitig noch Einiges zu erzählen hatten, luden uns die beiden zu sich auf einen Kaffee ein.

Wir holten unsere Sachen, wobei wir zuerst erneut Fragen von anderen Bewohnern des Dorfes beantworten mussten.

Die Unterhaltung bei Natalie und Ed war hauptsächlich in Englisch. Das war super, weil sich dadurch auch Andreas viel besser an dem Gespräch beteiligen konnte.

Die beiden boten uns an, unser Zelt in ihrem Garten aufzustellen, was wir sehr gerne annahmen. Zwar war es heute dadurch eine etwas kürzere Etappe, aber wir sind gut in der Zeit, so dass wir nicht zwingend noch weiter fahren mussten.

Wir hatten einen super schönen Nachmittag und Abend. Natalies Eltern zeigten uns die Kirche (Ich glaube das ist die erste Kirche, die wir auf dieser Reise von innen gesehen haben). Natalies Mutter stemmte sogar die Gittertür zum Taufbecken mit einem Stemmeisen auf (weil sie klemmte), um uns das Taufbecken zu zeigen! Über diesen Teil während der Führung waren wir tatsächlich am meisten beeindruckt! Also nicht das Becken an sich, sondern das Öffnen der Tür! 😉

Am Abend gab es ein gemeinsames Abendessen mit Ed, Natalie und ihren beiden Söhnen, sowie ihren Eltern. Es war ein sehr schöner, ungezwungener Abend mit Gesprächen mit einer Mischung aus Englisch, Französisch und Deutsch!

Schon wieder haben wir wunderbare Menschen getroffen, die dazu beitragen, dass unsere Reise ein ganz besonderes Erlebnis ist.

Tageskilometer: 65


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