Das Zelt war wahrscheinlich noch nie so schnell eingepackt wie heute. Erstens war es Dank des Daches trocken und zweitens sind wir inzwischen auch dabei richtig gut eingespielt.
Andreas benutzte den Wasserschlauch des Rathauses noch für eine kurze Fahrradwäsche, wir aßen unsere „Restle“ und dann ging es los.
Wir haben uns bewusst dafür entschieden, zunächst vom Meer wegzubleiben. Denn „in der zweiten Reihe“ ist es authentischer, weniger touristisch und deutlich ruhiger.
Es hat Spaß gemacht, die sich dahin schlängelnden kleinen Sträßchen zu befahren.
Ab und zu muss ein Stopp eingelegt werden, wenn am Wegesrand Blümchen stehen, von denen ich ein paar Blumensamen einsammle. Ansonsten muss unsere restliche Ladekapazität für Essbares übrig bleiben.
Nach 70 km brauchten wir unbedingt eine Mittagspause. Den ganzen Tag fährt man an vielen schönen Picknickplätzen vorbei, aber wenn man dringend einen Platz finden möchte, ist es manchmal wie verhext und es kommt nichts – zumindest nichts Schönes im Schatten.
Das ist aber nicht weiter schlimm – wir können ziemlich gut improvisieren…
Gegen Abend führte uns unser Track von der Straße weg auf einen Radweg. Aber da lag ein Balken davor und dieser wurde mit einem Vorhängeschloss gesichert, so dass man ihn nicht verschieben konnte. Während wir überlegten, was das denn jetzt soll, kamen zwei andere Radfahrer und hoben ihre Räder einfach über den Balken hinweg. Sie erklärten, dass er nur dazu dienen sollte, Autos, Mopeds usw. an der Durchfahrt zu hindern. Aha – komische Methode- aber wir taten es den anderen Radlern gleich.
Der Radweg war richtig idyllisch und würde uns auf jeden Fall bis Abbeville bringen, was ein hübsches Städtchen sein soll.
Dahin würden wir aber erst morgen kommen, denn es war Zeit, eine Bleibe für die Nacht zu finden.
Weil das gestern so ideal war, verließen wir den Radweg in einem kleinen Dorf und suchten das Rathaus. Ein Dach gab es diesmal zwar nicht, aber eine Toilette, ein Waschbecken und Strom.
Als ich im Haus nebenan nach dem Duschwasser fragte, stellte sich heraus, dass ich beim Bürgermeister geklopft hatte! Er schaute sich unseren „Zeltplatz“ an und lud uns dann zu sich und seiner Familie auf kühle Getränke und Snacks ein.
Auch hier gab es eine sehr nette Unterhaltung. Der Bürgermeister sprach sogar ein bisschen Deutsch. Am Ende war es ein Mix aus Deutsch, Französisch und Englisch.
Hier noch etwas für die Freunde der Zahlen:
Fahrrad: 100kg tote Masse 😉
Tageskilometer: 95
Höhenmeter: 1020
Durchschnittsgeschwindigkeit: 17,4 km/h
Höchstgeschwindigkeit: 68 km/h
Maximale Steigung: 14 % 🤮
So sieht bei uns also ein Sonntags programm aus 😉
Liebe Radesel. Nach 3 Tagen schwerer Arbeit wieder mal bei Euch „on Tour“. Habe auch direkt eine Frage: Welche Höhe
gibt es bei Euch mit 1020m? Ich kenne Belgien und die Niederlande mir ist dort aber weder in der Luft (Ballon) noch auf der Straße diese Höhe je begegnet. Schöne Bilder und auch gastfreundliche Einwohner gibt es dort!!! Nun habt weiterhin
schönes Wetter und viel Sonne. Ist besser als Regen. Schi.bo