Tag 49

Wir wurden heute Morgen von Via und Bolli nicht nur mit einem phantastischen Frühstück verwöhnt, sondern bekamen auch noch ein Lunchpaket mit. Via erzählte uns, dass sie gestern Abend noch extra ihre Tochter angerufen und ihr erzählt hat, dass zwei Deutsche mit einem Tandem bei ihnen aufgetaucht sind und diese jetzt draußen auf der Terrasse im Zelt schliefen. Dann hat sie sich sogar noch ein bisschen um uns gesorgt, ob die Terrasse nicht zu hart zum Schlafen sei. Kein Problem, wenn die Luftmatratze das tut was sie soll…

Via und Bolli

Von Bolli bekamen wir die Info, dass es heute sehr windig werden würde. Aber das merkten wir schon sehr bald selbst.

Eigentlich wollten wir den Küstenradweg nehmen, aber den Plan gaben wir sehr bald auf.

Erstens war der Wind so stark, dass über den Dünen richtige Sandwolken aufstiegen. Ich meinte später zu Andreas, dass wir heute ein Gratis-Gesichts-Peeling bekommen hätten. Andreas‘ Antwort dazu war: „Das war kein Peeling, das war sandgestrahlt!“

Viele Radfahrer schoben ihre Räder, weil der Seitenwand so stark war, dass man aufpassen musste, nicht umgeschmissen zu werden. Auch Andreas brauchte sehr viel Kraft, das Tandem auf dem Radweg zu halten und dafür zu sorgen, dass wir nicht im Straßengraben landen.

Eine riesige Sand-Düne – wir wären gerne näher ran, aber die Sandkörnchen fühlten sich durch den starken Wind wie Nadelstiche im Gesicht an.

Der zweite Grund, weiter weg vom Meer zu fahren waren die vielen Touristen. Es wimmelt nur so von deutschen Urlaubern und ein Souvenirladen reichte sich an den nächsten. Darauf hatten wir absolut keine Lust. Also war Plan B, mehr ins Landesinnere abzudrehen. Das half.

Sowohl in Schweden, Norwegen und auch in Dänemark weht bei vielen Häusern die Landes-Flagge. Ein schwedisches Fähnchen haben wir leider keins gefunden, aber ein Norwegisches und heute ein Dänisches.

Hier sind wir genau richtig!

Wir wollten heute für die Übernachtung unbedingt ein Dach finden – diesmal mehr als Windschutz und weniger als Regenschutz. Das bedeutete, dass auch Seitenwände vorteilhaft wären. Es war gar nicht so einfach, etwas Entsprechendes zu finden, aber es klappte am Ende. Wir fanden eine Garage, in die kein Auto musste und die Besitzer waren einverstanden, dass wir unser Zelt darin aufbauten. Zuerst war das ältere Ehepaar sehr zurückhaltend, aber dann gefiel es ihnen wohl, Radreisende beherbergen zu können. Die Frau tauchte plötzlich mit einer Thermoskanne Kaffee und Milch auf und meinte, wir könnten gerne die Toilette benutzen. Später kam sie nochmal, um ein Foto von uns zu machen, weil es das erste Mal sei, dass jemand bei ihnen campt.

Es ist immer wieder schön, wenn beiden Seiten die Begegnung gleichermaßen Spaß macht. Wir fragen immer nur nach der Möglichkeit, das Zelt aufzustellen und/oder nach Wasser. Ob die Gastfreundschaft dann noch weiter geht, bleibt den Leuten selbst überlassen. Ohne Zwang, ohne Verpflichtung. Aber wir stellen immer wieder fest, dass die Leute erst ein bisschen verdutzt sind, dass plötzlich ein Paar mit einem Reisetandem vor ihnen steht, sie sich dann aber richtig darüber freuen. Und wir uns natürlich auch, denn genau so lernt man ein Land erst richtig kennen. Wenn wir unterwegs etwas Schönes sehen, dann sagen wir zueinander: „Schau mal, ist das schön!“ Aber die Erlebnisse im Zusammenhang mit anderen Menschen – an die erinnert man sich noch sehr, sehr lange ganz genau!

Tageskilometer: 101 km


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