Gleich beim Aufwachen hörten wir den Regen auf das Pflaster vor dem Rathaus plätschern. Wir hatten absolut keine Lust, aufzustehen. Am liebsten wären wir einfach liegen geblieben und hätten gelesen bis der Regen aufhört. Allerdings sollte der Turtle bis 8 Uhr abgebaut sein, weil um diese Zeit die Mitarbeitenden des Rathauses zur Arbeit kamen.
Wir packten also zusammen, aber konnten wenigstens frühstücken, weil wir alles hatten, was wir dazu brauchten. Dann lasen wir, bis um 9Uhr das Rathaus für Besucher geöffnet wurde und wir ins Warme sitzen konnten.
Das ist schon verrückt: heute sitzen wir rein, damit es warm genug ist und vorgestern saßen wir rein, um der Gluthitze zu entgehen!
Im Foyer des Rathauses gab es einen Tisch mit Prospekten und zwei Stühle, auf die wir uns setzten. Irgendwann kam eine Mitarbeiterin und teilte uns mit, wir könnten hier nicht den ganzen Vormittag sitzen. Das sei hier privat. Das Rathaus? Echt jetzt? Auf die Toilette durfte man auch nicht und Wasser wurde widerwillig gewährt. So bald der Regen nachließ machten wir uns auf den Weg. Wenn wir irgendwo nicht gewollt sind, fühlen wir uns sowieso nicht wohl. Solche Menschen wie diese Mitarbeiterin gibt es eben auch (mein Kollege und ich, wir nennen sie „Skorpione“). Aber zum Glück machen Andreas und ich auf unseren Reisen überwiegend positive Erfahrungen.
So fuhren wir heute tatsächlich immer mal wieder mit Regenkleidung, aber es blieb auch über lange Phasen trocken.
Die Strecke führte über ganz kleine, schmale Sträßchen. Wir sahen sehr viele Olivenbäume und hübsche kleine Häuser.
Allerdings dauerte es heute sehr lange, bis wir etwas einkaufen konnten. Mittags aßen wir die Reste, die noch in der Tasche waren und Feigen von wilden Feigenbäumen am Wegesrand.
In Fayence konnten wir einkaufen und auch eine Kaffeepause im „bar, tabac, presse“ machen. Während der Pause regnete es. Das haben wir wieder prima erwischt, rechtzeitig im Trockenen zu sein.
Wir rollten weiter, als der Regen nachließ, aber der Wind blies sehr stark. Obwohl es bergauf ging, fröstelte ich etwas. In Bargemon beendeten wir den Tag. Weiterzufahren würde 20 km mit Steigung bedeuten. Dafür war es zu spät. Wegen der Verzögerungen durch den Regen sind wir heute nicht so weit gekommen wie wir dachten.
In Bargemon gingen wir noch etwas trinken und überlegten, ob es bei dem Wetter nicht sinnvoll wäre, ein Zimmer zu nehmen. Keiner von uns beiden fand die Vorstellung toll, bei der Kälte und dem Wind unter dem Duschsack im Freien zu stehen.
Zwei andere Radfahrer, die auch etwas tranken, bekamen mit, dass wir auch auf der Suche nach einem Zimmer sind. Sie meinten, sie hätten gerade mit dem Besitzer eines Bed&Breakfast gesprochen und er hätte noch zwei Zimmer frei. Ein Zimmer ohne Frühstück koste nur 60 Euro. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen. Wir gingen mit.
Als wir bei der Pension ankamen und der Besitzer unser Tandem mit Hänger sah, meinte er:“Ohhhh, c’est monstrueux!!“ (Es ist monströs)
Das Tandem musste mit zwei Schlössern gesichert draußen bleiben, aber uns wurde versichert, dass es in dem Örtchen sehr ruhig wäre und sogar die Haustür unverschlossen bleiben könne.
Wir bekamen noch gesagt, dass es ein super Restaurant im Ort gäbe – sehr gut, aber nicht teuer und es hieße „Le Tandem“. Also war klar, dass wir nach einer schönen warmen Dusche dort einkehren würden.
Das Restaurant war klein und familiär. Das Essen war klasse und tat richtig gut. Meist essen wir ja nur kalt. Da war diese leckere warme Mahlzeit eine richtige Wohltat. Wir waren sehr froh, uns heute für das B&B entschieden zu haben.
Tageskilometer: 55
Höhenmeter: 1.090
Ihr Lieben, auch hier ist es richtig frisch geworden – wir Weicheier sitzen mit einem langärmligen Pullover am Schreibtisch🥶 Ich habe gesehen, dass ihr auch noch über den Mont Ventoux wollt, ihr nehmt ja wirklich alles mit, was auf dem Weg liegt🤣 Das Wetter wird werden! GLG😘