Um 6 Uhr klingelte der Wecker. Fünf Minuten lang ignorierten wir noch, dass er geklingelt hat, aber dann wurden wir aktiv.
Wir hatten uns gestern Abend schon einen Platz ausgesucht, wo wir morgens frühstücken wollten. Denn wir hatten gesehen, dass es am „Salle Polyvalente“ Strom und Wasser gab. Kurz bevor wir aufbrechen wollten, erschien der ältere Mann im Hof, bei dem wir gestern Abend duschen durften. Er holte uns in seine Wohnung und stellte je einen Becher Kaffee vor uns hin. Das war natürlich klasse. Beim Salle Polyvalente aßen wir dann etwas später noch Marmeladenbrot und füllten alle Wasserflaschen auf. Dann ging es los.
Die „Cime de la Bonnette“ ist der vorletzte hohe Berg, den wir auf dieser Reise im Programm haben.
Es war ein wunderschöner Tag mit Sonnenschein und strahlend blauem Himmel. Außerdem war die Hitze erträglich, weil es ein bisschen windete.
Wir kurbelten Kilometer für Kilometer nach oben. Es war aber gut zu fahren, obwohl die Zahlen der Steigungsangaben immer größer wurden, je weiter wir nach oben kamen.
Auch heute sahen und hörten wir wieder Murmeltiere. Ein besonders moppeliges Exemplar wollte ausgerechnet über die Straße rennen, als ein Auto kam. Zum Glück bremste der Fahrer und das Moppelchen verschwand auf der anderen Straßenseite irgendwo in seinem Bau.
Ab dem Pass bekamen wir noch eine Extraschleife mit Steigungen bis 15 %. Es müssen auf 900 m Strecke 150 Höhenmeter gemacht werden. Aber die haben wir uns ja selbst ausgesucht. Wir wollten das so.
Als wir auf 2.802 m ankamen, bekamen wir Applaus. Andreas musste jede Menge Fragen zum Fahrrad und zum Turtle beantworten. Das Gespann wurde genauso oft fotografiert wie die Landschaft. Ohne Elektro-Unterstützung wird es wohl kaum ein anderer Turtle in solche Höhen schaffen.
Da oben war es ziemlich windig und ich war bei unserem Picknick und den ersten Teil der Abfahrt froh um die warme Jacke.
Es folgte die längste Abfahrt, die wir jemals hatten. Eigentlich geht es vom Col de la Bonnette bis nach Nizza nur noch bergab.
Für die Übernachtung mussten wir aus dem Nationalpark raus, denn da ist so gut wie alles verboten. Sogar noch mehr als in den Domiten oder im Nationalpark in Slowenien.
In Saint-Saveur-sur Tinee machten wir eine Pause. Weil der Ort aber gerade noch im Nationalpark-Gebiet war, mussten wir noch ein bisschen weiter.
Und wie das schon manchmal so war – wenn man sich nichts sehnlicher wünscht als schnell einen Platz zu finden, kommt und kommt nichts.
Endlich tauchte eine Ansammlung von Gebäuden auf, darunter auch eine Bäckerei und ein kleiner Supermarkt. Andreas freute sich. Er wollte noch schnell kühle Getränke holen, aber gerade als wir vor den Supermarkt fuhren, gingen die Rollläden runter. Der Supermarktbesitzer, der gerade aus dem Laden kam, muss Andreas die Enttäuschung angesehen haben. Er fragte ihn, was er haben wolle, schloss die Tür zum Laden wieder auf und wenig später erschien Andreas strahlend mit verschiedenen kalten Getränken unter dem Arm.
Neben dem Markt ist ein kleiner Platz mit Picknicktischen. Wir fragten den Mann, ob wir da unser Zelt aufstellen dürfen und er meinte, das sei überhaupt kein Problem. Außerdem öffne der Markt morgen um 7:30 Uhr, falls wir noch etwas brauchen.
Der Supermarkt-Besitzer stieg in sein Auto, wir winkten und wünschten ihm einen schönen Feierabend. Er ließ das Autofenster runter und fragte:“Are you hungry?“ Ohne die Antwort abzuwarten drückte er uns zwei Päckchen mit je einem großen Stück Apfelkuchen in die Hand. Jetzt strahlten wir noch mehr.
Wir aßen, duschten mit dem Duschsack in einer ruhigen Ecke, bauten den Turtle auf und freuten uns, dass es ein super schöner und gelungener Tag war. Wir sind zwar müde, aber nicht erschöpft. So ist das prima. Und morgen klingelt kein Wecker. Es sind nämlich nur noch 50 Kilometer bis Nizza!!
Kilometer: 93
Höhenmeter: 1563
Herzlichen Glückwunsch ihr zwei Verrückten zu dieser außerordentlichen Leistung!
Und vielen Dank für die täglichen Berichte und die schönen Bilder. Es ist der reinste Masochismus euren Blog zu lesen – ich wäre so gerne dabei 😔.
(Vielleicht sollten wir mal über ein Triplet nachdenken 😉?).
Nun steht Nizza vor der Tür….
Und was kommt dann? Ziel erreicht, Ende der Reise? Bleibt ihr dort? Gebt ihr euch auf der Rückfahrt noch den Mistral als Ersatz für die Berge?
Fragen über Fragen….
Liebe Grüße und seid stolz auf euch
Arnold
Jetzt ist es nicht mehr weit bis zum Meer! Tolle Leistung: Mit dem Wohnwagen über den Bonette!!! 👍
Ich wäre gerne dabei gewesen- Andreas weiß Bescheid, denn wir sind den Pass vor vielen Jahren mit dem Rennrad gefahren. Genial weite Abfahrt. 😁
Ich wünsche euch eine gute Fahrt und ein erfrischendes Bad im Mediterranee.