Obwohl wir direkt unter dem Kichturm übernachtet hatten, war es in der Nacht total ruhig. Zu Hause bimmeln die Kirchenglocken alle 15 Minuten. Ich dachte, vielleicht sei die Kirche „außer Betrieb“, aber um 7 Uhr legte sie dann los – mit allen Glocken, die sie zur Verfügung hatte. Das war aber nicht schlimm. Wir waren sowieso schon am Aufbrechen.
Wir hatten keine Steckdose gefunden und Brot war auch keins mehr da. So fuhren wir erst einmal 11 Kilometer bis in die nächste Stadt, wo wir in einer Bäckerei frühstücken konnten. Das war sogar erstaunlich günstig. Die Brötchen sind aber richtige Luftnummern. Die sind riesengroß, sehen extrem lecker aus, aber wenn man die bestellten Brötchen in die Hand nimmt, stellt man fest, dass sie federleicht sind. Man muss schon drei Stück essen, um einigermaßen satt zu werden. Naja, wir packten etwas mehr Butter und Marmelade drauf, dann passte es wieder.
Zuerst folgten wir noch ein Stück dem Santiero Valtellina. An einem der Rastplätze machten wir einen Stopp, weil Andreas an der Wasserstelle seine Haare waschen wollte.
Wir entdeckten auch einen super angelegten Pump-Track. Es juckte uns ja schon, das mal mit dem Tandem auszuprobieren. Wir entschieden uns aber doch dagegen. Jetzt sind wir 2000 Kilometer unbeschadet geblieben und in unserem Alter macht man sich schnell mal was kaputt, wenn man so einen „Scheiß“ ausprobiert. Die Vernunft siegte (in diesem Fall).
Es dauerte nicht sehr lange und wir waren am Comer See.
Es ging eigentlich ein Radweg am See entlang, aber der war mit Tandem und Anhänger absolut kein Spaß. Er war sehr eng und schlug immer wieder Haken.
Wir hatten bald die Nase voll davon und fuhren auf der Straße. Die Autos nervten weit weniger als der enge Radweg und die unberechenbaren Fußgänger.
Für insgesamt 23 Kilometer fuhren wir am See entlang. Das ging erstaunlich gut. Es war viel weniger Verkehr als wir in der Hochsaison mitten im August erwartet hätten. Wenn längere Tunnel kamen, wurden die Radfahrer außen herum geleitet, mit schöner Aussicht auf den See.
Bei einer Tunnelumfahrung kamen wir an einer Kletterwand vorbei. Der rote Punkt auf dem Foto ist der Kletterer. Auch das haben wir selbst lieber nicht ausprobiert.
Dann ging unsere Route weg vom Comer See und in Richtung Luganer See. Zuerst mussten wir ordentlich Höhe machen. Aber bald mündete unsere Route in einen sehr schönen Bahntrassenradweg.
Unsere heutige Tour endete am Lago di Piano. Wir gingen heute sogar mal auf einen Campingplatz. Auch hier staunten wir, weil er recht günstig war. Es kostete gerade mal 10 Euro pro Nase. Wir wollten heute nämlich unbedingt noch unsere Radklamotten auswaschen. Das Geschirr und wir selbst sollten auch eine gescheite Wäsche bekommen. Der Duschsack ist zwar toll, aber ab und an ist eine Dusche mit etwas mehr Wasserdruck auch nicht zu verachten.
Und Andreas hat sich gefreut, dass er das Vorzelt des Turtles mal richtig mit Heringen befestigen kann. Dann sieht er gleich noch toller aus.
Als alles aufgebaut war, fuhren wir zum ersten Mal auf dieser Reise mit dem unbepackten Tandem, nämlich zum Supermarkt. Das war ein gewaltiger Unterschied. Selbst eine kurze knackige Steigung war so mühelos. Das Tandem kam uns federleicht vor.
Einen deutlichen Unterschied merkten wir allerdings auch bei den Autofahrern. Mit dem Monstertruck haben wir wohl einen Sonderstatus. Unbeladen waren wir störende Fahrradfahrer und wurden auf einem Kilometer zweimal angehupt und es wurde aus dem Auto geschrien. Warum, war uns nicht klar, denn es war kein Radweg da, nur ein Trampelpfad. Scheinbar hätten wir den nehmen sollen. Von Verkehrswende haben die auch noch nichts gehört.
Das mit der schönen warmen Dusche klappte auch nicht so ganz. Es gab nur kaltes Wasser – außer man hatte Jetons für warmes Wasser. An der Rezeption war leider niemand mehr, aber Andreas bekam von unserem Campingplatz-Nachbarn einen Jeton geschenkt. Andreas ließ mir den Vortritt, aber bis ich meine langen Haare gewaschen hatte, war für den armen Andreas fast nur noch kaltes Wasser übrig.
Campingplätze haben den Vorteil, dass man nicht weggeschickt werden kann und man sich ein bisschen sicherer fühlt. Ansonsten haben sie für uns praktisch keinen Vorteil gegenüber der Art, wie wir sonst übernachten. Wir sind gespannt was wir morgen finden. Wir verlassen erst am Sonntag die Seen.
Tageskilometer: 72
Höhenmeter: 457
Was sagt Georg Clooney zum B Turtle oder habt ihr ihn heute nicht getroffen?
Was für Bilder, vielen Dank.
Hallo Gunnar, George Clooney haben wir nicht getroffen. Jedenfalls hat uns niemand einen Nespresso angeboten. 😉