Tag 21 – Naturpark Drei Zinnen

Als wir gestern Abend in unseren Schlafsäcken lagen, hörten wir die ersten Regentropfen. Es ist herrlich, den Regen zu hören, wenn man es selbst trocken und warm hat. Und durch das Vorzelt am Turtle können wir auch wirklich all unser Gepäck mit ins Trockene nehmen, kommen an alles dran und haben dann immer noch genug Platz, zu zweit im Vorzelt zu stehen. Alle Nachteile eines „normalen“ Zeltes sind beim Turtle weg. Das normale Zelt punktet nur durch Packmaß und Gewicht.

Morgens kam eine ältere Dame zu uns und brachte Kaffee und Croissants. Sie sprach Deutsch, weil sie in Hannover in einer Eisdiele gearbeitet hatte.

Nach dem Frühstück ging es weiter. Über den Kreuzbergpass zum Naturpark Drei Zinnen. Wir verließen damit Venetien und sind jetzt in Südtirol/Autonome Provinz Bozen

Interessante Balkonbepflanzung
Wald-Erdbeeren – eine für Andreas, eine für mich

Von den drei Zinnen sahen wir leider nichts. Die waren hinter den Wolken versteckt.

In Innichen wollten wir einen Apfelstrudel essen und gingen dazu in die Fußgängerzone, um ein Café zu suchen. Wir erregten sehr viel Aufmerksamkeit, als wir das Tandem an den vielen Menschen vorbei schoben und noch viel mehr, als Andreas das Geschoss nebst Hänger rückwärts schiebend „einparkte“.

Während wir unseren Apfelstrudel genossen, konnten wir schön beobachten, wie die Leute am Tandem stehenblieben, es betrachteten, Ehemänner ihren Frauen etwas dazu erklärten und Eltern ihren Kindern sagten, was das für ein komisches Fahrrad ist.

Am Nachmittag folgten wir dem Radweg Richtung Cortina d’Ampezzo. Rings um uns herum Berge, Berge, Berge. Einfach nur schön.

15 Kilometer vor Cortina d’Ampezzo wurde der Himmel dunkel. Bald darauf kam der Regen, begleitet von Donner. Wir konnten unterstehen bis der Regen nachließ.

Warten, dass das Gewitter vorbei ist.

Nach jeder einzelnen Kurve sah die Bergwelt wieder anders aus. Diese tiefen Einschnitte in den Felsen, Höhlen, Gesteinsschichten – daran kann man sich gar nicht satt sehen. Die Abfahrt nach Cortina d’Ampezzo war grandios. Der Ort selbst war mir aber zu touristisch. Wir wollten aus der Stadt raus und hofften, dass wir etwas finden würden, bevor wir wieder bei der Auffahrt zum nächsten Pass sind.

Aber genau so kam es. Es ging bergauf und sah nicht nach Übernachtungsplätzen aus. Da entdeckten wir drei Wohnmobile, die alle zusammen gehörten, auf einem Parkplatz mit wunderbarer Aussicht. Wir stellten uns dazu. Ich wäre lieber unter ein Dach, aber Andreas wollte den Turtle jetzt auch mal im Regen testen. Die Leute im Wohnmobil boten an, unsere Handys zu laden und luden uns ein, zu ihnen zu sitzen und etwas zu trinken. Weil es anfing zu regnen, rollten sie die Markise aus.

Als alles aufgebaut war und wir gerade bei den Franzosen saßen, kam ein Ranger und teilte mit, wir hätten alle 10 Minuten Zeit, zusammenzupacken und zu verschwinden!!

Das war so übel, im Regen alles wieder einzupacken, die Regenklamotten wieder anzuziehen und weiterzufahren. Nach unten in die Stadt zurück war keine Option. Also weiter bergauf, aber da kamen nur noch ein paar Hotels. Bis zum Pass waren es noch locker zwei Stunden und es wurde langsam dämmrig.

Bei einem kleinen Hotel stand angebaut noch ein verlassenes Hotel. Ich fragte den Hotelier, ob wir beim verlassenen Teil unter das Dach stehen dürfen. Er zuckte mit den Achseln, was ich als „ja“ interpretierte.

Wir kamen noch mit einem Hotelgast ins Gespräch, der uns die mittlerweile verschlossene Tür zum Hotel öffnete. So konnte ich wenigstens ein bisschen Wasser zum Waschen holen. Wir duschten hinter dem verlassenen Hotel. Das Duschwasser war noch einigermaßen warm, aber drumrum war es verdammt kalt. Ich klappert mit den Zähnen, bis ich in meinen Schlaf-Klamotten steckte.

Ich war extrem froh, als wir uns endlich in den Turtle verkriechen konnten. Der Abend war mir fast ein bisschen zu abenteuerlich, aber es ist ja alles gut ausgegangen.

Wir übernachten heute auf über 1500 m über dem Meer. Und ich wende heute Nacht die Hans-Methode mit den zwei Schlafsäcken an.

Tageskilometer: 71

Höhenmeter: 1141


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1 Kommentare zu “Tag 21 – Naturpark Drei Zinnen”

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