Auch heute Nacht hörten wir den (leichten) Regen und freuten uns darüber, im Trockenen zu sein.
Anna hätte eigentlich um 6.30 Uhr das Haus verlassen müssen, um den Bus zur Arbeit zu nehmen, aber sie entschied sich dafür, noch mit uns zu frühstücken und heute einfach später anzufangen.
Auch wenn es noch wahnsinnig viel Gesprächsstoff gegeben hätte, beluden wir gegen 8 Uhr das Tandem, um uns wieder auf den Weg zu machen.
Ulm umfuhren wir großräumig. Die nächste größere Stadt auf der Strecke war Günzburg.
Am Wegesrand sahen wir mehrere Maisfelder mit ziemlich „zerrupften“ Pflanzen. Wir vermuteten, dass Hagelkörner die Pflanzen so übel zugerichtet haben.
Vormittags kamen wir prima voran, so dass wir bis zur Mittagspause schon 60 Kilometer gefahren waren. Gestern hatten wir bis zur Pause gerade mal die Hälfte!
Zu einer Kaffeepause landeten wir in einem türkischen Café. Andreas und ich waren die einzigen Besucher, die kein Türkisch konnten. Wir bestellten zwei Latte macchiato. Es kam aber nur einer, weil die Kaffeemaschine nach dem ersten nicht mehr funktionierte. Andreas bekam stattdessen einen türkischen Tee. Zu den Getränken wollten wir auch gerne zwei süße Stückchen. In der Auslage entdeckten wir allerdings nur herzhafte Sachen. Die Inhaberin des Cafés zeigte auf Brötchen mit kleinen schwarzen Stückchen und sagte, das seien Schokoladenbrötchen. Schon nach dem ersten Bissen merkten wir, dass das absolut kein Süßgebäck war. Bei den schwarzen Stückchen handelte es sich stattdessen um Oliven. Die noch warmen Brötchen war aber trotzdem extrem lecker.
Kurz vor Augsburg erklommen wir die 90 Stufen des Bismarck-Turms auf dem Steppacher Berg. Von der Aussichtsplattform aus hatten wir einen super Blick auf Augsburg.
In großen Städten fahren wir selten gezielt etwas an, sondern lassen einfach das auf uns wirken, was wir auf der Durchfahrt zu Gesicht bekommen. Und dabei entdeckt man meist richtig coole Sachen, die aber in keinem Reiseführer zu finden wären und die es nie auf die Sehenswürdigkeiten-Liste schaffen würden.
Etwa 20 Kilometer nach Augsburg erreichten wir einen kleinen Ort namens Adelzhausen, wo wir einen super Übernachtungsplatz fanden. Neben Kirche und Friedhof sahen wir eine Scheune mit einem großen Dachvorsprung. Ein Mann wollte gerade vom Hof fahren. Ich hielt ihn an und fragte ihn, ob wir mit unserem Zelt unter das Dach stehen könnten, für den Fall, dass es nachts wieder regnen oder gewittern sollte. Er fragte seine Familie, ob das okay sei. Seine Frau und die beiden 17 und 18 Jahre alten Töchter kamen aus dem Haus, um sich ein Bild von uns zu machen. Kurz danach kam das „o.k.“.
Allerdings dürfen wir mit dem Turtle nicht nur unter den Dachvorsprung, sondern sogar in die Scheune rein.
Es gibt in einem angrenzenden Raum sogar eine Toilette, die wir nutzen dürfen. Jetzt mussten wir also nur noch eine Waschmöglichkeit finden.
Als das Nachtlager aufgebaut war, zogen wir noch los zum Supermarkt im Ort, wo wir uns ein paar Kleinigkeiten für den Abend und Milch für das Frühstück einkauften.
Auf dem Rückweg zur Scheune kamen wir am Feuerwehrhaus vorbei, wo eine Gruppe junger Menschen im Stuhlkreis im Hof saß. Wir fragten, ob es im Feuerwehrhaus zufällig eine Dusche gäbe und ob wir die kurz benutzen dürften.
Wir zeigten auf die Scheune, in der wir übernachten würden. An unseren Radklamotten sahen sie, dass wir wohl mit dem Rad unterwegs sind und sie fragten, woher wir kämen und ob wir von Adelzhausen aus wieder nach Hause fahren würden. Nach einem kurzen Gespräch teilte uns ein junger Mann aus der Gruppe mit, er würde den Wasserboiler anstellen und wir sollten in 45 Minuten wiederkommen. Er hat scheinbar gespürt, dass ich ein Warmduscher bin. 😉
Die Wartezeit verging mit dem Abendessen wie im Flug.
Wir marschierten nach den 45 Minuten mit unseren Waschbeuteln unter dem Arm zum Feuerwehrhaus zurück.
Nach der Dusche wischten wir mit einem Tuch die Fliesen trocken, gingen zu den jungen Leuten in den Hof zurück und unterhielten uns noch über eine Stunde mit ihnen.
Einer der Jungen meinte:“Ihr scheint ja ziemlich überzeugt von dieser Sache, die ihr da vorhabt, zu sein. Mich würde interessieren, ob ihr in 30 Tagen immer noch so überzeugt seid.“ Er gab uns seine E-Mail-Adresse, damit wir ihm berichten können, wie es uns ergangen ist…
Tageskilometer: 104
Höhenmeter: 696
zu dem Satz von dem jungen Mann kann ich nur sagen,“der kennt euch nicht“ gute Fahrt weiterhin, Radler Grüße von gabi