Der Tag fing prima an. Der Regen hatte aufgehört, es war zuerst leicht neblig, aber dann kam die Sonne raus.
Am späten Nachmittag fing es an zu regnen und das Navi wollte uns auf eine Bundesstraße schicken. Diese zu befahren wäre aber lebensmüde gewesen. Sie war 4-spurig und hatte keinen Standstreifen. Also schoben wir das Tandem auf einem Trampelpfad hinter dem Elch-Zaun entlang.
Es war matschig, so steil, dass wir immer wieder aufsaßen, einmal das Tandem nicht zu halten war und es umstürzte und dazu regnete es noch.
Als wir endlich wieder auf einen gescheiten Weg kamen fing es richtig an zu schütten, donnern und blitzen. Wir quetschen uns unter das Vordach eines verlassenen Restaurants. Obwohl wir selbst kaum Platz darunter hatten, kam auf einmal eine Schäferhündin um die Ecke des Gebäudes und quetschte sich auch noch dazu.
Wir stellten fest, dass wir in einer Sackgasse saßen. Jeder Weg von unserem Standort aus führte entweder in eine Sackgasse oder auf diese schreckliche Bundesstraße, die absolut keine Option war! Der einzige Ausweg, den wir sahen, war der Bus, der auf der Bundesstraße in den nächsten Ort fuhr. Der Bus kam sogar, obwohl Sonntag war und es saßen nur zwei Fahrgäste darin. Zu meinem absoluten Entsetzen weigerte sich der Busfahrt aber, uns mit dem Tandem mitzunehmen. Keine Chance – alles Bitten und Erklären nützte nichts. Er ließ uns in dem Gewitter stehen. Ich war wirklich verzweifelt. Dann überlegten wir und beschlossen, auf der Bundesstraße zurück bis zur nächsten möglichen Abfahrt zu laufen und das Tandem neben uns herzuschieben. Wenn möglich, blieben wir hinter der Leitplanke. Das war schwierig, weil es direkt dahinter ziemlich steil die Böschung hinunter ging. Der Boden war zudem sehr aufgeweicht und wir mussten aufpassen, nicht mitsamt Tandem, Hänger und Gepäck da runterzukullern. Wenn keine Leitplanke da war, trennten uns von der Fahrspur nur 50 cm. Zu wenig!! Als wir es endlich geschafft hatten, zu der Abzweigung zu kommen, von wo aus, wir in großem Bogen eine andere Strecke zum nächsten Ort suchen konnten, fiel uns wirklich ein riesiger Felsbrocken vom Herzen.
Weil das Gewitter zwar besser wurde, nicht aber der Regen, beschlossen wir, einen Platz für die Nacht zu suchen. Ziemlich triefend standen wir vor einem Haus, zu dem auch mehrere andere Gebäude gehörten, weil es offensichtlich Pferde gab. Wir fragten, ob wir bitte irgendwo unter einem Dach übernachten könnten. Zuerst war die Überlegung der Eigentümer, uns in der Reithalle unterzubringen.
Da war es zwar trocken, aber der Boden war ganz mit sehr feinem Sand bedeckt. Alles was von unseren nassen Sachen damit in Berührung gekommen wäre, hätte hinterher eine schöne Panade aus Sand gehabt.
Es wurde aber schnell eine viel bessere Möglichkeit gefunden, nämlich in einer kleineren Halle, in der das Heu für die Pferde lagert.
Wir bekamen heißes Duschwasser, 4 gekochte Eier, Johannisbeeren und heißes Wasser für Tee. Außerdem verlangte die junge Frau unsere nassen Kleider, um sie aufzuhängen, damit sie vielleicht bis morgen früh trocknen.
Das heute Nachmittag war ein Abenteuer, auf das wir beide lieber verzichtet hätten, aber wir sind sehr froh, dass alles gut gegangen ist und werden uns heute Abend noch dankbarer als sonst in unsere Schlafsäcke kuscheln.
Tageskilometer : 92
Höhenmeter: 630
Hallo Ilona & Andreas,
heute haben wir mit den Rudersheimern eine schöne Tandemtour gemacht und den Link zu eurem Reise-Blog erhalten.
Wir sind auch gerade zurück von einer Radreise (F) und wären so gerne auch einfach noch ganz lange weitergeradelt. Mit euren tollen Berichten können wir es nun wenigstens in Gedanken. Und uns auch an unsere vergangenen Radreisen in Skandinavien erinnern. Bei einer, von Oslo nach Bergen, hatten wir fast durchgehend Sonne pur. Aber, oh je, das passt ja heute zu diesem schrecklich nassen Tag, zwar mit gutem Ende, nicht richtig. Wir wünschen euch daher, dass dies der letzte dieser Sorte war und ihr die weitere Reise nur noch genießen könnt.
Ich bewundere den Langmut bei einem Schit-Wetter und einem falsch anzeigendem Navi die Ruhe zu bewahren. Aber
das ist nun mal Skandinavien. Jetzt haben Sie reines Wetter. Die Mücken sind für ein paar Tage weggewaschen und nach
dem Regen folgt meist schönes Wetter. Weiterhin gute und hoffentlich trockene Fahrt. schibo
Hallo ihr beide, schön, dass es euch auch mal erwischt hat. Man kann sich nicht alle Routenabschnitte im Detail anschauen und kommt dann in so Situationen. So mussten wir auch schon pfter mal Autobahn fahren, allerdings mit Standstreifen und relativ sicher. Eure „Buserfahrung“ hatten wir in Schweden auch schon mit Bus und Bahn gemacht. Wahrscheinlich hängt das auch mit der knallharten Privatisierung zusammen….
Heute waren wir über Frankfurt Oder an einem „Schweizerhaus“ vorbei gekommen. Direkt am See, sehr schick mit Rivella und gar nicht so teuer. Müsst ihr unbedingt mal hin…